Diese Frage kann ich ganz schnell beantworten: Es ist ganz einfach!
Zuerst braucht man eine prositive Einstellung zum Beruf des Krankenpflegers oder Altenpflegers.
Dann sollte man bereits über ein wenig Grundwissen zur Freiberuflichkeit (Steuern usw.) verfügen oder sich dieses aneignen.
Danach sollte man bereit sein auch weitere Arbeitswege als in der Festanstellung in Kauf zu nehmen.
Man sollte sich schnell in neuen Einrichtungen zurechtfinden, also eine gute Auffassungsgabe haben.
Man muss sich klar sein, dass man mit viel Arbeit viel Geld verdienen kann und mit wenig Arbeit nur wenig Geld.
Man sollte sich aber auch nicht überarbeiten (Stichwort Burnout). Bedenken Sie, dass Sie kein Geld verdienen wenn Sie arbeitsunfähig sind!
Ein gewisses Risiko spielt bei einer Selbstständigkeit immer mit. Darüber sollte man sich im Klaren sein.
Wer allerdings gut strukturiert und vorbereitet in die Selbstständigkeit bzw. Freiberuflichkeit geht, kann die Risiken weitestgehend minimieren.
Bevor Sie in die Freiberuflichkeit starten, suchen Sie sich im Internet eine Vermittlungsagentur für freiberufliche Pflegefachkräfte in Ihrer Nähe. Auch diese Vermittlungsagenturen helfen Ihnen bei dem Start in die Selbstständigkeit. Wenn Sie bereits über Kontakte zu potenziellen Auftraggebern verfügen ist dies natürlich sehr vorteilhaft.
Jetzt geht es daran alle Formalitäten zu erledigen:
Melden Sie sich bei Ihrem zuständigen Gesundheitsamt als freiberufliche Pflegefachkraft an. Rufen Sie dort an und fordern Sie die entsprechenden Formulare an. Man wird Ihnen sicher weiterhelfen. Sie können auch auf der Internetseite des zuständigen Gesundheitsamtes nach den entsprechenden Formularen zur Anmeldung suchen.
Danach melden Sie Ihre bevorstehende Freiberuflichkeit bei der Berufsgenossenschaft an. Die zuständige Berufgenossenschaft ist die BGW (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege). Auf der Internetseite der BGW finden Sie alle erforderlichen Formulare. http://www.bgw-online.de
Nun müssen Sie dem Finanzamt mitteilen, dass Sie eine Tätigkeit als Freiberufler aufnehmen. Dies ist ganz einfach mit einem „Dreizeiler“ an Ihr zuständiges Finanzamt getan. Achtung: Melden Sie KEIN GEWERBE an.
Danach suchen Sie sich eine private Krankenversicherung. Im Internet gibt es viele Vergleichsportale. Am Besten kontaktieren Sie Ihren Versicherungsmakler. Der kann Sie individueller beraten. Günstige Einsteigertarife gibt es bereits ab ca. 160 € im Monat. Für Frauen ist es immer etwas teurer (ca. 180 €). Bleiben Sie auf keinen Fall bei Ihrer gesetzlichen Krankenversicherung. Der Grund ist sehr einfach: Hier bezahlen Sie prozentual im Bezug zu Ihrem Verdienst. Im Anfangsjahr geht die gesetzliche Versicherung immer von einem pauschalem Monatseinkommen von ca. 3900 € aus. Bei aktuell 15 % Versicherungsbeitrag wären das ca. 580 € im Monat! Da ist man mit einer privaten KV und 600 € Selbstbeteiligung im Jahr noch viel besser dran.
Befragen Sie Ihren Versicherungsmakler auch zu einer Betriebshaftpflichtversicherung. Dies ist sehr wichtig! Beachten Sie, dass Sie eine Betriebshaftpflichtversicherung für den stationären und ambulanten Pflegebereich abschließen. Solch eine Versicherung gibt es bereits ab ca. 130 € im Jahr.
Eine Rechtsschutzversicherung hat viele Vorteile, ist aber keine Voraussetzung für eine freiberufliche Tätigkeit.
Beachten Sie, dass das Finanzamt immer die Einkommensteuer haben möchte! Legen Sie sich also jeden Monat immer einen Teil Ihrer Einnhamen beiseite. (Bei Lohnsteuerklasse 1 ca. 33% der Einnahmen) Auch wenn das Finanzamt nicht sofort ab dem ersten Monat die Einkommenssteuer einfordert, spätestens bei der ersten Steuererklärung wird das Finanzamt seinen Anteil fordern.
Lassen Sie sich von Ihrem Finanzamt nicht dazu nötigen eine Umsatzsteuer anzumelden oder vorauszuzahlen! Für Dienstleistungen wie Sie von freiberuflichen Pflegekräften erbracht werden, wird keine Umsatzsteuer bzw. Mehrwertsteuer geltend gemacht! Dies steht so im Umsatzsteuergesetz (UstG).
Wenn Sie nun alle erforderlichen Formulare ausgefüllt und abgeschickt haben, können Sie schon mit der Freiberuflichkeit starten.
Beachten Sie, dass Sie für mehrere Auftraggeber arbeiten, denn wenn Sie mehr als 80% im Jahr für einen einzigen Arbeitgeber arbeiten kann das Finanzamt von einer sog. Scheinselbstständigkeit ausgehen und dies ist nicht erlaubt. Arbeiten Sie also für mehrere Auftraggeber.
Nun wird sich sicher auch die Vermittlungsagentur bei Ihnen gemeldet und vielleicht schon die ersten Aufträge für Sie haben. Der Markt für freiberufliche Pflegefachkräfte wächst täglich!
Sie können natürlich auch selbst für sich Werbung machen. Drucken Sie Flyer und verteilen Sie diese an Einrichtungen in Ihrem gewählten Umfeld. Lassen Sie Visitenkarten drucken und geben Sie diese z.B. Pflegekräfte die festangestellt in einem Pflegeunternehmen arbeiten. Glauben Sie mir, diese festangestellten Pflegekräfte werden Ihre Visitenkarte oder Ihren Flyer auf jeden Fall der Pflegedienstleitung vorlegen, denn diese brauchen mehr denn je die Unterstützung einer zusätzlichen Pflegefachkraft.
Erstellen Sie auch eine Webseite auf der Sie sich vorstellen (Wie diese hier) ;-). So können sich potenzielle Auftraggeber ein Bild von Ihnen machen. Wenn Sie Unterstützung bei der Erstellung der Webseite benötigen, können Sie sich gern an mich wenden. Webspeicher und eine Domain sind bereits für wenige Euro im Jahr zu haben.
Wenn Sie endlich Ihren ersten Auftraggeber gefunden haben, schließen Sie mit diesem einen Vertrag ab. Wichtig ist, in diesem Vertrag Ihren Verdienst festzulegen. Sollten Sie in ambulanten Pflegeeinrichtungen für eine Pflegetour ihr eigenes Auto benutzen müssen, vereinbaren Sie ein Kilometergeld mit Ihrem Auftraggeber.
Vereinbaren Sie nicht zu niedrige Stundenlöhne, aber auch nicht zu Hohe. Lassen Sie auch mal mit sich verhandeln.
Nach Ihrem Einsatz müssen Sie eine Rechnung für den Auftraggeber erstellen. Schicken Sie Ihrem Auftraggeber die Rechnungen zeitnah zu. Dies garantiert auch einen schnellen Geldfluß auf Ihr Konto. Beachten Sie beim Erstellen der Rechnung, dass Sie keine Umsatzsteuer mit angeben! Für Dienstleistungen werden keine Umsatzsteuern festgelegt.
Am Besten legen Sie sich ein Büroprogramm zu. Das kostet nicht mehr als 100 € im Jahr und hat den großen Vorteil, dass man damit Rechnungen erstellen kann, alle Zahlungen im Blick hat und teilweise sogar gleich die Steuererklärung machen kann. Also alles in einem. Ich benutze auch solch ein Programm. Es ist sehr sinnvoll.
Ich hoffe, dass Sie nun fit sind für Ihren Weg als freiberufliche Pflegefachkraft.
Wenn Sie Hilfe benötigen können Sie mich gern über die Kontaktfunktion kontaktieren. Gern unterstütze ich Sie!
Und hier nochmal die Zusammenfassung als Checkliste zum Weg in die Freiberuflichkeit:
Ablauf:
1. Planung:
- Wie viel Einnahmen werden benötigt um den Lebensstandard beizubehalten. Honorare (weiter unten) kalkulieren, wie viel müsste man im Monat verdienen? Achtung! Einkommenssteuer (ca. 30% des Einkommens), Versicherungen usw. mit einrechnen.
- Man muss spontan sein: z.B. einen Dienst innerhalb von 2 Stunden zusagen… oder oft auch von heute auf morgen, oder am Morgen spontan einen ND am gleichen Tag machen.
- Auto vorhanden? Klärung Kosten. Manchmal fährt man mit dem eigenen Auto in der amb. Pflege die Touren (Caritas). Lohnt sich das? Fahrtgeld… usw.
- Evtl. Kinderbetreuung muss jederzeit abgesichert sein.
- Lebenspartner muss die Freiberuflichkeit absolut unterstützen.
- Frei und Urlaub kann man selbst planen, verdient aber in der Zeit KEIN Geld.
- Finanzielle Rücklagen bilden für evtl. Krankheit, Urlaub oder sonstige Kosten.
- Fortbildungen selbst organisieren… (Angebote oft auch von den Vermittlungsagenturen)
- „Rote Gesundheitskarte“ kann in einer Einrichtung wo man sich gerade befindet abgestempelt werden. Sollte auf jeden Fall nicht vernachlässigt werden. (Aussage vom Gesundheitsamt)
- Achtung: Scheinselbstständigkeit! Immer für mehrere verschiedene Auftraggeber pro Jahr (mindestens 3) arbeiten! Die Selbstständigkeit muss ersichtlich sein! Also freie Entscheidung wann und wo gearbeitet wird.
- Sollte man auf Dienstplänen in Pflegeeinrichtungen erscheinen muss klar ersichtlich sein, dass man nicht dort angestellt ist. (Zusatz „Leasingkraft“ oder „Freiberufler“ etc.)
2. Gesundheitsamt Anmeldung:
Für Berlin: http://www.berlin.de/lageso/gesundheit/service/anzeigepflicht.html
3. BGW Anmeldung:
http://www.bgw-online.de/internet/generator/Navi-bgw-online/NavigationLinks/Kundenzentrum/Formulare/navi.html
4. Finanzamt Anmeldung:
https://www.formulare-bfinv.de/printout/034250_08.pdf
5. Extra Konto anlegen:
www.dkb.de
6. Führungszeugnis beantragen:
Für Berlin: http://www.berlin.de/ba-pankow/buergerdienste/buergeramt.html
7. Rentenversicherung? klären:
http://www.deutsche-rentenversicherung.de
8. Beglaubigung von Kopien (Examen, Führungszeugnis, Ausweis, Anmeldungen BGW, Gesundheitsamt):
Für Berlin: http://www.berlin.de/ba-pankow/buergerdienste/buergeramt.html
9. Berufshaftpflichtversicherung!:
Selbst suchen! Wichtig auch ambulante Pflege mit einschließen!
10. Krankenversicherung!:
Selbst suchen! (Kostenfalle freiwillig gesetzlich versichert!) Kosten auch für evtl. Familienangehörige beachten!
11. Anmeldung bei Vermittlungsagentur:
www.curagent.de
www.plycoco.de
www.pflegeagentur.net
www.pflegeagenten.de
und viele andere …
Auch die unterstützen gern bei Fragen zum Weg in die Selbstständigkeit…
12. Verträge, AGB, Checklisten vorbereiten:
www.pflegefachkraft24.de (oder die von den Vermittlungsagenturen übernehmen)
13. Honorar festlegen:
Nicht zu hoch und nicht zu niedrig… Mittelweg finden (An Honorarvorgaben von Vermittlungsagenturen orientieren)
14. Aufträge annehmen:
Terminkalender (Ganz wichtig!) immer führen, damit man den Überblick nicht verliert. Freie Tage planen. Auf der Internetseite der Vermittlungsagenturen gibt es meist einen virtuellen Kalender, in dem man seine fest verplanten Tage eintragen kann.
15. EVTL.: Visitenkarten, Flyer, Internetseite anlegen:
Wenn man sich nicht nur auf die Vermittlungsagenturen verlassen möchte, kann man auch selbst Auftraggeber suchen. Pflegeeinrichtungen in der Umgebung informieren. Visitenkarten festangestellten Pflegekräften denen man unterwegs begegnet geben und informieren – die geben diese Informationen stets gern an die PDL`s weiter… Bei Fragen zur Erstellung einer Internetseite oder der Visitenkarte bin ich gern behilflich.
16. Pflegetasche zulegen:
Tasche mit RR-Messgerät, BZ-gerät, Thermometer, Verbandszeug (Binden, Pflaster Kompressen), Handschuhe, Mundschutz, Desinfektion, Schuhüberzieher, Mappe mit Verträge, Visitenkarten, Block und Kugelschreiber
Komplett eingerichtete Pflegetaschen für freiberufliche Pflegekräfte gibt es hier: